Folge 99: Die wichtigsten Goldpreistreiber im bisherigen Jahresverlauf (Mit Carsten Fritsch, Commerzbank)
Shownotes
Von Januar bis Anfang Mai 2025 ist der Goldpreis um rund 30 Prozent in US-Dollar und um bis zu 20 Prozent in Euro gestiegen. Die Preisrally, die Anfang 2024 mit dem Ausbruch des Goldpreises über die 2.000 US$-Marke startete, läuft also weiter. Aber welche Art von Investoren waren bzw. sind die Haupttreiber dieses rasanten Anstieges? Und wie könnte sich Gold in den kommenden Monaten entwickeln? Darum geht es im Interview mit Carsten Fritsch. Er ist Rohstoffanalyst bei der Commerzbank und hat den Goldmarkt
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00:00:00: Der größte Impuls ging von der Investment-Nachfrage aus.
00:00:14: Diese stieg im ersten Quartal um immerhin 170 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf ein 3-Jahres-Hoch
00:00:21: von rund 550 Tonnen, wurde vor allem getrieben durch die ETF-Anleger.
00:00:27: Goldwissen von Xetra-Gold, der Podcast
00:00:37: Liebe Goldinteressierte, klasse, dass Sie die 99. Folge des Goldwissen-Podcasts von Xetra-Gold angeklickt
00:00:45: haben, die 99. Folge, Wahnsinn! Wenn Sie regelmäßig zugehört haben, dürften Sie inzwischen Goldexperten
00:00:53: sein und vielleicht auch Goldinvestoren. Ich hoffe das für Sie, denn dann würden Sie seit dem
00:00:59: Erscheinen der ersten Folge im September 2020, also nicht einmal fünf Jahren rund 80 Prozent
00:01:06: Gewinn verbucht haben. Also wenn Sie seit September 2020 in Gold investiert sind. Allein in diesem Jahr,
00:01:14: im Jahr 2025 ist der Goldpreis bislang um bis zu rund 30 Prozent in US-Dollar und bis zu rund 20 Prozent
00:01:24: in Euro gestiegen. Welche Art Investoren waren die Haupttreiber für diese Rallye? Darum geht es jetzt
00:01:31: im Interview mit Carsten Fritsch, einem regelmäßigen Goldwissen-Podcast-Interview-Gast. Carsten Fritsch
00:01:37: ist Rohstoffanalyst bei der Commerzbank und kennt sich bestens aus. Ich bin Mario Müller-Dofel,
00:01:43: der Podcast-Moderator. Carsten Fritsch sitzt mir im Xetra Gold-Podcast-Studio gegenüber,
00:01:48: hat viele Zahlen auf den Zetteln vor sich, wie immer und muss bald wieder zurück ins Büro. Also legen wir los.
00:01:55: Hallo Herr Fritsch, super, dass Sie sich wieder Zeit für den Goldwissen-Podcast genommen haben.
00:02:05: Guten Tag, Herr Müller-Dofel. Ich freue mich auch. Herr Fritsch, der Goldpreis hält sich seit März
00:02:10: 2025 wacker und deutlich über der Marke von 3000 US-Dollar pro Feinunze. Am 22. April hat er
00:02:19: sogar die 3500-Dollar-Marke angekratzt. Das bedeutete ein Plus von 30 Prozent seit dem 1.1. Wie geht es Ihnen
00:02:30: in solchen Zeiten als Rohstoffanalyst? Bei Ihnen muss ja richtig was los sein angesichts dieser
00:02:35: Kurs-Rallye bei Gold, oder? Das kann man durchaus sagen. Wir sehen ein gestiegenes Interesse in der
00:02:43: Öffentlichkeit, vor allem ein gestiegenes Medieninteresse. Wir bekommen auch deswegen mehr Anrufe.
00:02:48: Ich habe auch mit unseren Kunden und Kundinnen gesprochen, die berichten auch ein großes Interesse nach
00:02:54: Absicherungsgeschäften von Industriekunden und bei den Privatkunden von einem hohen Interesse nach
00:03:00: Barren und Münzen. Auch interessant ist natürlich wichtig, dass die Halbwertzeit von Prognosen und
00:03:06: die Gültigkeit von Aussagen zur Preisentwicklung deutlich kürzer geworden sind bei diesen
00:03:11: rasanten Preissprüngen, die wir gesehen haben. Das heißt auch, dass wir die Texte, die wir schreiben,
00:03:16: auch immer wieder mal anpassen müssen und dass die umgeschrieben werden müssen, weil die relativ
00:03:20: schnell schon wieder von der Realität überholt sein können. Das heißt, die Preisprognosen,
00:03:25: die wir treffen, werden auch schnell von der Realität überholt. Ich kann schon vorkommen. Ja,
00:03:29: absolut. Das kann ich mir vorstellen. Meist steckt hinter Preisanstiegen von Gütern, also auch von
00:03:35: Rohstoffen, auch von Gold, eine steigende Nachfrage. War das dieses Jahr auch bei Gold so? Also steckt
00:03:41: hinter dem mal wieder fast unglaublichen Preisanstieg tatsächlich mehr Nachfrage nach physischem
00:03:47: Gold? Das ist tatsächlich der Fall, der World Gold Council hat in April Daten zur Goldnachfrage
00:03:53: im ersten Quartal veröffentlicht. Um demnach gab es da einen Anstieg der Goldnachfrage um 1%
00:04:00: auf gut 1.200 Tonnen. Das ist das stärkste erste Quartal seit neun Jahren. Wow! Und ohne die
00:04:07: Komponente der OTC-Transaktion gab es sogar einen Anstieg um 16% auf das höchste Niveau in einem
00:04:13: ersten Quartal seit mindestens 2010. Hier spiegelt sich ganz deutlich die stärkere Nachfrage nach
00:04:20: Gold als sicheren Hafen wieder aufgrund von zahlreichen Unsicherheitsfaktoren wie der US-Zollpolitik
00:04:28: und dadurch ausgelösten weltweiten Handelskonflikt, aber auch geopolitische Krisenherde wie den Krieg
00:04:35: in der Ukraine, der nach wie vor andauert, den Nahost-Konflikt und jetzt aktuell noch dazukommend den
00:04:39: Kashmir-Konflikt. Dazu hat die Rolle des US-Dollar als sichere Hafen durch die Attacke von Trump auf
00:04:46: den FED-Chairman Paul gelitten und auch das spielt Gold in die Karten. Ja, genau. Also FED-Chairman heißt,
00:04:55: da geht es um den Präsidenten der US-Notenbank und sie haben auch vorhin von Texten geredet,
00:05:00: die sie schreiben. Das sind die Research-Texte, die sie verfassen für die Kunden der Commerzbank,
00:05:05: richtig? Genau. Gut. Sie haben jetzt gerade zwei Begriffe auch genannt, die vielleicht nicht
00:05:10: jeder Hörerin, nicht jedem Hörer geläufig sind. Das war World Gold Council und OTC. Können Sie diese
00:05:18: Begriffe mal bitte kurz erklären. Der World Gold Council gilt so als die Autorität am Goldmarkt.
00:05:24: Wurde vor 38 Jahren von einigen Goldminen-Unternehmen gegründet, hat heute 32 Mitglieder laut seiner
00:05:32: Website, das sind Minen-Unternehmen mit Projekten in 45 Ländern weltweit und das selbsternannte
00:05:39: Ziel des World Gold Council ist es, Gold der Öffentlichkeit bekannter und zugänglicher zu
00:05:45: machen. Das ganze geschieht über die Veröffentlichung von Daten, Studien und Umfragen zum Goldmarkt.
00:05:51: Und dieser besagte Quartalsbericht zur Goldnachfrage passiert in Zusammenhalt mit einem renommierten
00:05:58: Research-Unternehmen namens Metals Focus und dieser Bericht gilt als der wichtigste Bericht am
00:06:04: Goldmarkt aufgrund seiner Ausführlichkeit zu allen Nachfragenkomponenten und auch zu allen
00:06:09: wichtigen Ländern am Goldmarkt. Der Begriff OTC steht für "Over-the-Counter" umfasst somit außerbörsliche
00:06:17: Transaktionen, die nicht offiziell erfasst sind. Es ist aber auch eine Residualgröße damit drin,
00:06:24: da bei den Zahlen zu Angebot und Nachfragen immer wieder mal unterschiedliche Diskrepanzen vorkommen
00:06:29: können. Zuletzt war diese OTC-Komponente negativ, weil die Nachfrage größer ausgewiesen wurde als
00:06:36: das Angebot in den Quartalen davor. War es aber genau anders herum. Ah ja, okay. Gut, danke schön für
00:06:43: diese Erläuterungen. Dann kommen wir mal zurück zu den Goldinvestoren. Die drei wesentlichen
00:06:50: Goldnachfrage in der Welt sind die Zentralbanken, die Börseninvestoren und die Schmuckhersteller.
00:06:57: Wissen Sie, wer im ersten Quartal der wirkungsvollste Goldpreistreiber gewesen ist? Der größte
00:07:05: Impuls ging von der Investmentnachfrage aus. Diese Stieg im ersten Quartal um immerhin 170
00:07:12: Prozent gegenüber dem Vorjahr auf ein drei Jahreshoch von rund 550 Tonnen wurde vor allem getrieben
00:07:20: durch die ETF-Anleger. Die ETFs verzeichneten kräftige Zuflüsse von 26 Tonnen im ersten Quartal.
00:07:28: Das war das stärkste Quartal seit drei Jahren - und vielleicht dazu - gab es im Vorjahresquartal noch
00:07:34: kräftige Abflüsse. Und all das hat dazu geführt, dass die Investmentnachfrage allein im ersten
00:07:39: Quartal um 340 Tonnen nach oben geschoben wurde. Die andere Komponente der Investmentnachfrage,
00:07:46: also die Nachfrage nach Barren und Münzen, ist dagegen nur leicht gestiegen. Auch noch
00:07:52: bemerkenswert war, dass die Investmentnachfrage im ersten Quartal stärker war als die Schmucknachfrage.
00:07:58: Und das passiert gewöhnlich nur in Krisenzeiten, wo wir uns aktuell auch dran befinden. Ja,
00:08:03: sehr interessant. Also Gold ETFs bzw. Gold-ETCs, Xetra-Gold ist ja auch ein Gold-ETC, also ein
00:08:11: Anlageinstrument, über das Anleger physisches Gold kaufen können. Herr Fritsch, wissen Sie,
00:08:17: ob die Investorennachfrage nach Gold weltweit im gleichen Maße gestiegen ist? Oder unterschiedlich?
00:08:23: Also im ersten Quartal war die ETF-Nachfrage in der Tat in allen wichtigen Regionen gestiegen. Der
00:08:30: größte Beitrag kam hier von den USA mit gut der Hälfte der gesamten Zuflüsse. Es gab auch
00:08:36: beträchtliche Zuflüsse in Europa, vor allem in Großbritannien, Deutschland und der Schweiz. Aber
00:08:42: auch die Gold-ETFs in Asien verzeichneten einen wachsenden Zulauf. Und das ist in der Tat neu,
00:08:47: da die Anlieger in Asien bislang klassische Goldanlageformen wie Barren und Münzen bevorzugt
00:08:54: haben. Das Niveau der ETF-Bestände in Asien, ist aber immer noch niedrig verglichen mit denen
00:09:00: in Nordamerika oder in Europa. Aber der asiatische Markt wächst hier dynamisch, vor allem in China,
00:09:08: Indien und Japan. Das Ganze hat sich auch im April fortgesetzt. Wir haben gerade aktuell neue Daten
00:09:14: vom World Gold Council für April bekommen und da machten die asiatischen ETFs in den letzten Monaten
00:09:19: sogar zwei Drittel der gesamten Zuflüsse aus. Und hier war vor allem China der treibende Faktor. Hier
00:09:25: wird wahrscheinlich der Zollkonflikt und die stark erhöhten Zölle eine Rolle gespielt haben, dass
00:09:30: die Anlieger dort in Gold-ETFs gegangen sind. In anderen Regionen, jetzt vor allem im Mittleren
00:09:37: Osten oder der Türkei spielen allerdings die Gold-ETFs nach wie vor keine große Rolle. Gut. Es sollen
00:09:44: ja auch schon etliche Goldinvestoren Gewinne mitgenommen haben. Haben Sie diesbezüglich auch
00:09:49: Einblicke? Die Gold-ETFs verzeichneten Ende April und Anfang Mai in der Tat netto Abflüsse.
00:09:56: Laut Daten von Bloomberg summieren sich diese seit Ostern auf rund 30 Tonnen. Das könnte
00:10:03: eben auch auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sein, wenn man bedenkt, dass der Goldpreis kurz nach
00:10:06: Ostern das Rekordniveau von 3500 Dollar in Feinunze verzeichnet hatte. Ebenfalls auffällig ist,
00:10:13: dass seit sechs Wochen die spekulativen Finanzanleger auf dem Rückzug sind. Deren Netto-Long-
00:10:21: Position, also Wetten auf steigenden Goldpreis, haben sich seit Ende Januar halbiert und sind
00:10:26: letztes auf das niedrigste Niveau seit Februar 2024 gefallen. Das heißt, diese spekulativen
00:10:33: Finanzanlieger sehen offensichtlich bei Gold auch kurzfristig kein weiteres Aufwärtspotenzial mehr.
00:10:39: Ja, durchaus nachvollziehbar nach dieser Rallye hier im ersten Quartal. Das ging noch alles ziemlich
00:10:46: schnell und ziemlich weit nach oben.
00:10:48: Also da ist natürlich klar, dass auch irgendwann mal eine Korrektur, eine Kurskorrektur kommen
00:10:53: muss eigentlich.
00:10:54: Gut, also möglicherweise, Herr Fritsch, möglicherweise investieren diese Anleger, die Gewinne mitgenommen
00:11:01: haben, auch mal ein bisschen Gold verkauft haben, ein Teil der realisierten Gewinne,
00:11:05: ja, ein schicken Goldschmuck, ja, ist ja immer was Feines, ja, einen schönen Goldring oder
00:11:12: so.
00:11:13: Wie ist es denn mit der Goldschmuck Nachfrage?
00:11:15: Steigt die auch zurzeit?
00:11:17: Nicht wirklich, die hat sich sogar deutlich schwächer entwickelt, was aber angesichts
00:11:21: des stark gestiegenen Preiseniveaus jetzt keine große Überraschung darstellt, da die
00:11:26: Schmucknachfrage für gewöhnlich sehr preisensibel ist.
00:11:30: Das heißt, bei höheren Preisen wird entsprechend weniger Goldschmuck gekauft und das sieht man
00:11:35: auch in den schon erwähnten Daten des World Gold Councils für das erste Quartal. Die weisen
00:11:40: nämlich bei Goldschmuck einen Rückgang der Nachfrage um 21 Prozent auf 380 Tonnen aus.
00:11:46: Das war das niedrigste Niveau für ein erstes Quartal seit der Corona-Pandemie vor fünf
00:11:52: Jahren.
00:11:53: Besonders ausgeprägt war der Nachfrage-Rückgang in Indien und in China und beide Länder zusammenstellen
00:12:01: gut 60 Prozent der weltweiten Schmucknachfrage.
00:12:04: Der Rückgang ist aber einzig und allein auf das stark gestiegene Preisenniveau zurückzuführen,
00:12:11: das sieht man daran, dass die wertmäßige Schmucknachfrage in Dollar also im ersten Quartal
00:12:16: sogar um 9 Prozent höher war als im Vorjahr.
00:12:18: Das heißt, die Verbraucher haben sogar mehr Geld für Goldschmuck ausgegeben als im Vorjahr.
00:12:24: Und was erwarten Sie bezüglich der Goldschmucknachfrage für den Rest dieses Jahres?
00:12:30: Also Sie haben gerade Indien angesprochen, die Heiratssaison dort, in der ja sehr viel
00:12:35: Goldschmuck gekauft und verschenkt wird, die ist seit Februar vorbei und die geht erst
00:12:40: wieder im November los.
00:12:41: Das sind also noch ein paar Monate.
00:12:42: Wird die Welt praktisch oder der Goldmarkt eine geringere Schmucknachfrage auch im Rest
00:12:48: des Jahres 2025 sehen?
00:12:50: Es spricht momentan sehr viel dafür.
00:12:52: Im Indien lag die Schmucknachfrage im ersten Quartal rund 25 Prozent unter dem Vorjahr.
00:12:57: Grund war auch hier das deutlich gestiegene Preisniveau.
00:13:00: Und laut Einschätzung eines Vertreters der indischen Goldschmuckindustrie könnte die
00:13:05: Nachfrage in diesem Jahr um mehr als 30 Prozent in niedriger ausfallen als im Vorjahr.
00:13:10: Das hat im März gesagt, auf Basis dessen, wenn das Preiseniveau auf dem hohen Niveau
00:13:14: vor März bleibt, ist es noch weiter gestiegen.
00:13:17: Also spricht es doch eher für einen noch stärkeren Nachfrage-Rückgang.
00:13:21: Es sei denn die Preise kommen mal zurück.
00:13:23: Ein kleiner Lichtblick kommt allerdings von den Wetterprognosen.
00:13:27: Das werden Sie sich fragen, was hat das Wetter mit dem Goldpreis zu tun?
00:13:30: Aber ich werde es kurz erklären.
00:13:31: In der Tat.
00:13:32: In Indien gibt es die Monsun-Saison, die läuft von Juni bis September und diese soll
00:13:34: laut Wetterprognosen überdurchschnittlich viele Regenfälle bringen.
00:13:38: Und das verbessert dann die Ernteerträge, entsprechend auch die Einkommen für die Landbevölkerung
00:13:43: und die macht immerhin etwa 70 Prozent der Goldnachfrage in Indien aus.
00:13:48: Für eine stärkere Goldnachfrage in Indien ist aber definitiv auch eine Normalisierung
00:13:53: des Preiseniveaus von Nöten.
00:13:55: In China, dem zweiten großen Schmuckmarkt, lag die Schmucknachfrage im ersten Quartal
00:14:00: sogar mehr als 30 Prozent in niedriger als im Vorjahr.
00:14:03: Auch interessant ist, dass China im Januar bis März, also im ersten Quartal, mehr Gold
00:14:09: nach Hongkong exportiert hat, als es von dort importiert hat.
00:14:13: Das ist sehr ungewöhnlich und dort auf eine sehr schwache Nachfrage in China hin.
00:14:18: Auch hier gilt, dass eine Erholung der Nachfrage dann wohl passieren wird, wenn sich das Preiseniveau
00:14:23: normalisiert.
00:14:24: Ja, also was Sie gerade erzählt haben vom Wetter in Indien, das wusste ich überhaupt
00:14:29: noch nicht, dass also das Wetter tatsächlich eine starke Auswirkung auf die Goldnachfrage
00:14:34: hat.
00:14:35: Also sehr, sehr interessant.
00:14:36: Vielen Dank, dass Sie das hier auch noch erklärt haben.
00:14:38: Kommen wir mal zu den Zentralbanken.
00:14:42: Die hatte ich ja vorhin auch als bedeutsam in Goldnachfrage erwähnt.
00:14:46: Lassen Sie uns kurz auch über die sprechen.
00:14:48: Wie haben die Zentralbanken im ersten Quartal 2025 am Goldmarkt agiert?
00:14:53: Die Goldkäufe der Zentralbanken lagen zwischen Januar und März laut den Daten vom World Gold
00:14:58: Council bei 244 Tonnen.
00:15:01: Das waren gut 20% weniger als im Vorjahresquartal.
00:15:05: Das Kaufwetter hat ja auch vermutlich aufgrund des stark gestiegenen Preiseniveaus etwas
00:15:10: nachgelassen.
00:15:11: Nur gut ein Fünftel der Käufe wurden zuvor von den Zentralbanken offiziell berichtet.
00:15:18: Davon war die polnische Zentralbank mit Käufen von 49 Tonnen der größte Käufer.
00:15:22: Die chinesische Zentralbank kauft seit November zwar wieder Gold, aber deutlich weniger als
00:15:29: in den Jahren zuvor.
00:15:30: Die 30 Tonnen, die die chinesische Zentralbank in den letzten sechs Monaten insgesamt gekauft
00:15:36: hat, hatte sie früher auch schon mal innerhalb eines Monats gekauft.
00:15:40: Gut, Sie haben gerade gesagt, nur ein Fünftel dieser Zentralbankkäufe wurde offiziell gemeldet.
00:15:48: Weshalb berichten denn nicht alle Zentralbanken offiziell, wenn sie Gold gekauft haben?
00:15:53: Weshalb halten die sich da so zurück?
00:15:55: Das bleibt wohl ein gut gehütetes Geheimnisses der Zentralbanken, nur rätseln wir auch schon
00:15:59: seit einiger Zeit.
00:16:01: Man kann da nur spekulieren, woran ich mich jetzt hier nicht beteiligen will.
00:16:07: Aber klar ist das, die zeitnah verfügbaren offiziellen Daten zu den Goldkäufen nur
00:16:13: einen Ausschnitt der Käufe abbilden, sodass sie in der Regel deutlich höher sein dürften
00:16:17: als das, was zeitnah berichtet wird.
00:16:19: Ja, vielen Dank.
00:16:21: Gut, letzte Frage, lieber Herr Fritsch.
00:16:23: Es geht um Ihre Goldpreisprognose.
00:16:25: Da bin ich immer sehr gespannt, was Sie schätzen, wie es weitergeht.
00:16:29: Und Sie haben ja auch am Anfang unseres Gesprächs schon gesagt, das ist gar nicht so einfach.
00:16:33: Vielleicht haben Sie trotzdem eine Antwort, wie lautet Ihre aktuelle Goldpreisprognose?
00:16:38: Also wohin glauben Sie, entwickelt sich der Preis in den nächsten zwölfen Monaten?
00:16:43: Also unsere Preisprognose für die nächsten zwölf Monate liegt bei $3000 je Feinunze.
00:16:48: Wir gehen also von einem etwas niedrigen Preissniveau aus als aktuell.
00:16:53: Dem liegt die Annahme zur Grunde, dass der Handelskonflikt sich entspannt, es also zu
00:16:58: Abkommen und Zollabsenkungen kommt.
00:17:01: Zudem dürfte die US-Notenbank FED die Zinsen weniger stark senken, als das vom Markt der
00:17:07: zeit noch erwartet wird.
00:17:09: Die Prognosen sind aber, wie aktuell auch schon betont, aufgrund der großen Unsicherheit
00:17:15: mit großer Vorsicht zu genießen.
00:17:18: Deshalb ist diese Zahl von $3000 je Feinunze auch nicht als Punktprognose zu verstehen,
00:17:24: sondern so als Tendenz zu verstehen.
00:17:26: Sollten die von uns getroffenen Annahmen zum Zollkonflikt und zur FED nicht eintreffen,
00:17:33: wäre mit einem höheren Goldpreis zu rechnen, das gilt erst recht,
00:17:37: sollte US-Präsident Trump die Unabhängigkeit der US-Notenbank FED antasten und den aktuellen
00:17:43: FED-Chef durch einen ihm genehmeren Kandidaten ersetzen.
00:17:46: Tja, da hat er sich ja schon ein paar Mal geäußert, der
00:17:50: Herr Trump. Da sind wir gespannt, haben wir hier auch schon in den vergangenen Folgen
00:17:54: ab und zu thematisiert im Goldwissen-Podcast.
00:17:57: Das ist sehr außergewöhnlich, dass ein Präsident, ein US-Präsident, den Chef der eigenen Notenbank
00:18:04: so krass angreift, wie es Donald Trump gemacht hat.
00:18:07: Lassen wir uns überraschen.
00:18:08: Also ich nehme mit, können wir, glaube ich, kurz auf den Punkt noch mal bringen: die
00:18:12: Investoren Nachfrage nach Gold ist hoch, wenn gleich die Spekulanten sich ein bisschen zurückziehen.
00:18:20: Schmuckindustrie schwierig, der Preis ist so hoch, dass viele Schmuckkäufer erst mal abwarten
00:18:27: und wahrscheinlich hoffen, dass es mal wieder ein bisschen günstiger wird.
00:18:30: Mal schauen, ob das klappt.
00:18:32: Ja, und das ist es im Wesentlichen, die Zentralbanken sind weiter dran und kaufen.
00:18:36: Gut, also ganz vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Fritsch, und für Ihre wie immer faktenreichen
00:18:42: Ausführungen.
00:18:43: Ich freue mich schon auf Ihren nächsten Besuch im Goldwissen-Podcast und wünsche Ihnen
00:18:47: alles Gute im aktuellen, in Anführungszeichen, Goldrausch.
00:18:51: Bis bald wieder.
00:18:52: Vielen Dank, Herr Müller-Dofel.
00:18:54: Und nun ebenfalls, wie immer, liebe Goldinteressierte gibt's das Goldkurs-Update für die erste
00:19:00: Maihälfte.
00:19:01: Von Mittwoch, den 30.04.
00:19:14: als Folge 98 erschienen war bis zum Abend des 13.15.
00:19:18: Also kurz bevor diese Folge erschienen ist, ist mit dem Goldpreis per Saldo nicht viel
00:19:24: passiert.
00:19:25: In diesem halben Monat ist er in seiner Haupthandelswährung US-Dollar um 2,5 Prozent
00:19:30: gefallen und in Euro ist wechselkursbedingt per Saldo
00:19:34: so gut wie gar nichts passiert.
00:19:36: Als ich dieses Update gesprochen habe, notierte die Feinunze Gold bei etwas mehr als 2.900
00:19:42: Euro und 3.240 Dollar.
00:19:46: Seit dem jüngsten Rekordstand bei 3.496 Dollar am 22.
00:19:52: April ist der Goldpreis also bisher um etwas mehr als 7 Prozent in Dollar gefallen.
00:19:59: Ich würde sagen, was soll's?
00:20:02: Vor allem Langfristanleger interessiert das doch überhaupt nicht.
00:20:05: Zumal der Dollarpreis seit Jahresanfang bis zum 22.
00:20:10: April um mehr als 30 Prozent gestiegen war.
00:20:13: Ganz ehrlich, das war doch eigentlich unglaublich.
00:20:17: Eine Korrektur nach unten war überfällig und möglicherweise geht sie auch noch ein
00:20:22: bisschen weiter.
00:20:23: Damit sind wir am Ende der 99. Folge des Goldwissen Podcasts von Xetra-Gold.
00:20:31: Hören Sie auch andere Folgen bzw.
00:20:34: Interviews an.
00:20:35: Die meisten sind zeitlos aktuell.
00:20:37: Sie finden alle Folgen samt ihren Titeln schön untereinander aufgelistet in Podcasts,
00:20:42: Apps wie Spotify und Apple Podcast und natürlich auf www.xetra-gold.com.
00:20:51: Klicken Sie dort bitte einfach auf Gold news, um zum Podcast zu kommen.
00:20:54: Die nächste Folge Folge 100, liebe Hörerinnen und Hörer, erscheint am Mittwoch, den 28.
00:21:01: Mai.
00:21:02: Sie werden dann überrascht sein, denn der Podcast verändert sich etwas und wir, also das Xetra-
00:21:07: Gold Podcast Team, hoffen sehr, dass Ihnen die Neuerung gefällt.
00:21:11: Warten Sie es ab und ja, schauen Sie rein.
00:21:16: Bis dahin und herzliche Grüße, Ihr Mario Müller-Dofel.
00:21:20: [Musik]
00:21:26: [Musik]
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