Folge 80: Der Goldstandard - 80 Jahre nach der Bretton-Woods-Konferenz

Shownotes

Tauchen Sie ein in die Geschichte des Goldstandards, beschlossen auf der Bretton-Woods-Konferenz vor 80 Jahren in den USA. Erfahren Sie, wie dieses System die globale Finanzwelt prägte und warum es aufgegeben wurde. Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank nimmt Sie mit auf eine spannende Zeitreise.

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00:00:00: Heute weiß man, man kann nicht alle drei Dinge gleichzeitig haben. Man kann nicht einen freien

00:00:15: Kapitalverkehr haben, gleichzeitig feste Wechselkurse und gleichzeitig die Tatsache,

00:00:22: dass jeder seine Inflation selber steuern will.

00:00:24: Goldwissen von Xetra-Gold, der Podcast

00:00:38: Wissen Sie, welches Ereignis vor 80 Jahren, also im Jahr 1944, die Welt bewegte? Ja,

00:00:46: da tobte noch der Zweite Weltkrieg, aber nicht in den USA. Und ich meine ein Ereignis,

00:00:51: dass in den USA genauer gesagt im Städtchen Bretton Woods im US-Bundesstaat New Hampshire

00:00:58: stattfand. In dieser Stadt, nicht weit von der waldigen Grenze zu Kanada entfernt,

00:01:03: verhandelten genau vor 80 Jahren mehr als 700 Delegierte aus 44 Ländern über eine neue

00:01:10: Währungs- und damit Weltordnung. Die USA hatten diese drei-wöchige Bretton-Woods-Konferenz organisiert,

00:01:17: mit durchaus eigennützigen Zielen. Heute, 80 Jahre später, ist vieles anders als es damals

00:01:24: beschlossen wurde, aber die Vormachtstellung der USA als Wirtschaftsmacht in der Welt,

00:01:30: die Vormachtstellung des US-Dollar als Weltleitwährung, diese beiden Dinge,

00:01:37: die eben aus Bretton-Woods hervorgehen, die haben Bestand. Herzlich willkommen,

00:01:42: liebe Gold-, Geld- und Wirtschaftsinteressierte, herzlich willkommen beim Goldwissen-Protest

00:01:47: von Xetra-Gold bzw. der Deutsche Börse Commodities GmbH. In dieser 80. Podcastfolge geht es um

00:01:55: 80 Jahre Bretton-Woods, was damals war, was heute ist. Und Gold, liebe Hörerinnen und Hörer, spielt

00:02:02: dabei eine große Rolle. Mein Gesprächspartner für dieses Thema ist Ulrich Leuchtmann,

00:02:07: Chef der Währungsanalyse bei der Commerzbank. In der vergangenen Podcastfolge hatte ich

00:02:13: Thu Lan Nguyen, die Leiterin der Rohstoffanalyse bei der Commerzbank für diese Folge angekündigt,

00:02:18: aber Thu Lan Nguyen ist in einem wohlverdienten Urlaub. Deshalb hat Ulrich Leuchtmann dieses

00:02:24: Interview übernommen. Und wer den Goldwissen-Podcast regelmäßig anklickt, hat Ulrich Leuchtmann

00:02:29: vielleicht schon mal gehört. Ich bin Mario Müller-Dofel, der Podcast-Moderator. Auf geht's ins Interview.

00:02:36: Lieber Herr Leuchtmann, ich freue mich, dass ich Sie nach längerer Zeit wieder im Goldwissen-Podcast

00:02:46: begrüßen darf. Ich sitze im Xetra Gold-Podcaststudio in Frankfurt, Sie im Commerzbank-Tower, also

00:02:53: ebenfalls in Frankfurt. Herzlich willkommen, Sie können mich hoffentlich gut hören. Ja,

00:02:57: ich kann Sie hören und ich freue mich auch wieder dabei zu sein. Super, dann legen wir los. Und

00:03:02: Herr Leuchtmann, ich falle gleich mal sozusagen mit der Tür in die Bretton-Woods-Konferenz. Was waren denn

00:03:09: die wichtigsten Ergebnisse dieser Konferenz vor 80 Jahren? Ja, im Grunde wurde die Weltwirtschaftsordnung

00:03:17: für die Nachkriegszeit dort festgelegt. Das war ja noch mitten im Krieg, aber trotzdem machten sich

00:03:22: die Staaten schon Gedanken darüber, wie soll die Weltwirtschaft nach dem Krieg aussehen. Und

00:03:27: im Wesentlichen ging es erst mal darum, die Institutionen zu schaffen, die für die Weltwirtschaft

00:03:32: wichtig sein würden. Also der Internationale Währungsfonds wurde gegründet, die Internationale

00:03:38: Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, das ist das, was wir heute im Grunde Weltbank nennen. Was noch

00:03:44: nicht da geklappt hat bei Bretton-Woods war das Welthandelsabkommen. Das kam erst später,

00:03:48: es hieß dann GATT und heißt heute WTO. Das wurde schon damals angedacht, aber darauf konnte man

00:03:53: sich noch nicht einigen. Das kam erst einige Jahre später in anderen Konferenzen dann. Sie haben

00:03:59: gerade den internationalen Währungsfonds erwähnt, also den IWF, so ist die Abkürzung. Ich meine,

00:04:05: der IWF wurde damals beauftragt oder unter anderem beauftragt, ein internationales System

00:04:11: fester Wechselkurse zu etablieren, die an den US-Dollar gekoppelt waren. Und der Wert eines

00:04:17: Dollars war wiederum an Gold gekoppelt, oder? Ja genau, das war der andere Aspekt von Bretton-Woods. Also

00:04:23: neben der Schaffung der Institutionen wurde auch das Weltwährungssystem quasi festgelegt. Und

00:04:28: Sie sagen ganz richtig, fast alle Staaten hatten kein Gold mehr außer die USA. Damals war man

00:04:34: halt noch der Meinung, um eine stabile Währung zu haben, bräuchte es der Golddeckung. Deshalb

00:04:39: wurde halt der Dollar an Gold gekoppelt. Das war auch schon vor Bretton-Woods der Fall gewesen,

00:04:43: aber es wurde dann nochmal festgeschrieben. Und alle anderen Währungen an den Dollar. Und so

00:04:48: konnte man quasi ein System haben, in dem alle Staaten, die kein Gold mehr hatten, die in den

00:04:53: Kriegsjahren ihre Goldreserven im Wesentlichen verloren hatten, trotzdem Währungsstabilität hatten,

00:04:58: indem sie quasi vom Dollar geliehen haben, wenn man so will. Und wie ging es vor dem Hintergrund

00:05:05: dieser Goldbindung dann weiter mit der Weltwirtschaft? Ja, also in den ersten Jahren klappte das System

00:05:10: ganz prima. Die USA hatten Handelsbilanzüberschüsse zunächst, also exportierten mehr in den Rest der

00:05:17: Welt, als sie importierten. Klar, das war die einzige Wirtschaftszone, die noch vom Krieg unbeschädigt

00:05:22: war. Deutschland ist dann 1952 dem System beigetreten. Auch Deutschland hatte Überschüsse, eben

00:05:29: Außenhandel hat deshalb sehr viel Gold angesammelt, weil die Zentralbanken untereinander, die konnten

00:05:34: dann immer wieder das Gold tauschen, halt zu diesem fixen Wechselkurs von Gold zum Dollar. Und damit

00:05:42: hatte man quasi einen Weg, in dem solche Handelsbilanz Ungleichgewichte ausgeglichen werden konnten,

00:05:48: in dem Gold hin und her geschoben wurde. Ja, und wie lange ging das so? Also das Final brach das

00:05:53: ganze Bretten Woods-System 1973 zusammen, aber im Grunde sozusagen der Todesstoß, wenn man so will,

00:05:59: der kam schon ein paar Jahre vor, 1971 als der damalige US-Präsident Nixon die Bindung des Dollars

00:06:07: zum Gold aufhob und den anderen Zentralbanken, der Französischen, der Deutschen, der Schweizerischen,

00:06:13: nicht mehr ermöglichte, Dollar in Gold zu tauschen. Das war halt eine Folge der Tatsache, dass die USA

00:06:18: sehr viele Schulden gegenüber anderen Zentralbanken angesammelt hatten und insbesondere die Schweizer und

00:06:24: die Franzosen haben halt damit gedroht, wir kommen jetzt und holen uns das Gold, was uns nach diesem

00:06:29: Bretten Woods-System zusteht, in New York ab. Präsident de Gaulle hat damals sehr spektakulär dann die

00:06:35: französischen Atom U-Boote in den New Yorker Hafen geschickt, damit die das Gold abholen und sicher

00:06:40: nach Frankreich bringen und es war dann einfach nicht mehr genug Gold da. Und bevor das Gold dann

00:06:45: zu Ende ging, hat Nixon sozusagen die Notleine gezogen und den Wechsel von Dollar in Gold nicht

00:06:51: mehr zugelassen. Also das heißt dieses Bretten Woods-System, dieser sogenannte Goldstandard,

00:06:58: das nannte man ja so, oder? Genau, genau. Also der Goldstandard wurde abgeschafft nach nicht mal

00:07:04: 30 Jahren. Können Sie noch mal ein bisschen genauer bitte darauf eingehen, warum das passiert?

00:07:09: Also das klang ja am Anfang irgendwie so, als hätte das nun sehr, sehr lange Bestand und das

00:07:14: wäre eine tolle Lösung. Warum hat das nicht funktioniert? Ja, letztendlich kam es daher,

00:07:18: dass die USA nicht mehr wie in den Anfangsjahren direkt nach dem Krieg Überschüsse in ihrem

00:07:23: Außenhandel hatten, sondern die USA importierten mehr Waren und Dienstleistungen, als sie exportierten.

00:07:28: Und damit entstanden immer mehr Forderungen des Restes der Welt gegenüber den USA. Diese Forderungen

00:07:35: wurden dann irgendwann so groß, dass sie tatsächlich dann die Goldbestände der USA

00:07:39: überstiegen. Damit war klar, wenn jeder still hält, funktioniert das System vielleicht weiter,

00:07:45: aber sobald die Franzosen und die Schweizer damit begannen, dann tatsächlich ihre Goldforderungen

00:07:50: abzurufen und jeder wusste, es ist nicht genug Gold da, dann hätte er sozusagen so einen Run auf die

00:07:56: USA gegeben. Jeder hätte versucht sein Gold zu bekommen, es war aber nicht genug Gold da und

00:08:01: deshalb war es dann nicht nachhaltig. Also der ursächliche Grund war eigentlich der, dass die

00:08:07: USA damals begannen, in gewissen Sinn über ihre Verhältnisse zu leben. Also deutlich mehr zu

00:08:13: importieren, als sie exportierten, weil sie sehr viel verbrauchten damals zu Zeiten des Vietnamkrieges,

00:08:19: aber mittlerweile natürlich auch in Friedenszeiten. Ja, also manche Volkswirte sagen ja Bretton

00:08:25: Woods, also diese Konferenz beziehungsweise die Beschlüsse von dieser Konferenz, die wären

00:08:30: gescheitert. Die Aufhebung der Dollar-Gold-Bindung hätte der Welt geschadet, weil Papiergeldwährungen

00:08:37: durch hohe Staatsverschuldungen und hohe Geldschöpfung eben stetig an Wert verlieren oder

00:08:43: verloren, sagen wir mal, das im Konjunktiv. Wie sehen Sie das? Ja, also gescheitert weiß ich

00:08:50: gar nicht. Also man muss sich die Situation direkt nach dem Krieg vorstellen, da war Währungsstabilität

00:08:56: wahrscheinlich nur über so ein geschicktes System möglich. Die USA hatten deswegen ihre Goldreserven,

00:09:01: die anderen konnten sich leihen, indem sie quasi ihre Währung an Gold gebunden haben. Das war

00:09:05: schon sehr geschickt und funktionierte direkt nach der Nachkriegszeit. Langfristig ist so was allerdings

00:09:11: nicht möglich, wenn man nicht auch andere Bereiche der Wirtschaftspolitik koordiniert, insbesondere

00:09:17: halt die Inflationssteuerung. Die USA haben in den 70er Jahren oder schon in der 60er Jahre eine

00:09:24: sehr inflationäre Politik betrieben und wenn andere Staaten das nicht wollen, dann hat man hier halt

00:09:29: eine Spannung in dem Verhältnis. Das ist sehr schwierig zusammenzukriegen. Heute weiß man,

00:09:33: man kann nicht alle drei Dinge gleichzeitig haben. Man kann nicht einen freien Kapitalverkehr haben,

00:09:39: gleichzeitig feste Wechselkurse und gleichzeitig die Tatsache, dass jeder seine Inflation selber

00:09:45: steuern will. Alles drei geht nicht zusammen. Wenn man eins aufgeben will, dann kann man die beiden

00:09:51: restlichen haben und momentan haben wir halt eine Situation, in der die Wechselkurse frei sind,

00:09:55: die können frei schwanken. Kapitalverkehr ist auch frei. Das heißt dann halt aber auch dann nur

00:10:01: in diesen Bedingungen kann jedes Land sich selber wählen, welche Inflation es haben möchte und

00:10:06: eine Geldpolitik fahren, die unabhängig ist von der anderen. Und das ist eigentlich die Lösung,

00:10:10: die wir heute am Vernünftigsten finden. Ja, das heißt also damals war der Dollar, wenn man so will,

00:10:19: der Goldstandard. Welche Rolle spielt der Dollar heute, also 50 Jahre nach dem Ende von Bretton

00:10:27: Woods? Ja, also der Dollar ist immer noch, wie man so sagt, Weltleitwährung. Also ist die Währung

00:10:32: in der der größte Teil der Divisionreserven der Zentralbanken weltweit gehalten wird und

00:10:38: ist halt auch die Währung in der ein großer Teil des Welthandels abgewickelt wird. Also wenn ein

00:10:44: chilenischer Weinbauer sein Wein nach Japan verkauft, ist es durchaus üblich, dass man das

00:10:51: nicht in japanischem Yen oder in chilenischem Peso abrechnet, sondern tatsächlich in US-Dollar,

00:10:56: weil das sozusagen die Standardwährung im Welthandel ist. Und Teil dessen, dass der Dollar

00:11:03: diesen Weltleitwährung Status hat, ist glaube ich immer noch dem Bretton Woods-System geschuldet,

00:11:08: weil wenn sich mal alle auf so eine Weltleitwährung geeinigt haben, dann hat das auch ein erhebliches

00:11:14: Behaarungsvermögen. Und ich glaube deshalb ist es auch weiterhin so, dass der Dollar Weltleitwährung

00:11:20: bleibt, weil das Behaarungsvermögen halt recht hoch ist. Genau, also ich hatte gerade gesagt,

00:11:27: 50 Jahre nach dem Ende von Bretton Woods, ich meinte, wie sie es richtig ausgedrückt haben,

00:11:31: natürlich das Ende des Bretton Woods-Systems. Die Konferenz an sich ist ja vor 80 Jahren schon

00:11:37: zu Ende gegangen nach drei Wochen Konferenzzeit damals 1944. Okay, was bedeutet das jetzt für Gold?

00:11:45: also Gold.

00:11:46: Gold steigt ja jetzt seit fast 25 Jahren relativ stetig im Wert.

00:11:52: Und gegenüber Gold, das bedeutet es eben auch,

00:11:55: verliert der Dollar, die Haupthandelswährung von Gold, stetig an Wert.

00:12:01: Was sagt uns das?

00:12:02: Also wenn wir uns nochmal zurückversetzen, wie es vor 80 Jahren war,

00:12:04: als da die Wirtschaftspolitiker in Bretton Woods zusammensaßen,

00:12:07: haben die sich ja gar nicht vorstellen können, dass es ohne Gold überhaupt geht.

00:12:12: Also da war zwar die Vorstellung, wenn nicht die Währung wenigstens teilweise oder indirekt

00:12:18: oder irgendwie durch Gold gedeckt sind, hätten wir irre hohe Inflationsraten.

00:12:22: Und das hatte man ja teilweise in den frühen 20er Jahren beispielsweise gesehen.

00:12:27: Also von daher, dass es ganz ohne Gold geht, das war damals noch unvorstellbar.

00:12:32: Heute wissen wir, das klappt recht gut, aber natürlich ist es so,

00:12:37: dass das nicht immer perfekt klappt.

00:12:39: Und dass es inflationäre Phasen gibt.

00:12:42: Wir haben gerade sehr hohe Inflationsraten hinter uns in vielen Ländern.

00:12:47: Also das klappt nicht immer.

00:12:49: Deshalb ist Gold natürlich immer noch so ein sicherer Hafen.

00:12:52: Also wenn da mal irgendwo was anbrennt und das nicht ganz läuft,

00:12:56: dann kann man immer noch sagen, mit Gold,

00:12:59: da werden wir sicherlich keine Probleme bekommen,

00:13:01: dass das in hoher Menge erzeugt wird, wie Zentralbanken manchmal Geld drucken.

00:13:06: Und das ist quasi die Rolle von Gold, dass es immer noch einen sicheren Hafen gibt,

00:13:11: der geschützt ist vor Fehlern, die Zentralbanken heutzutage machen können,

00:13:17: weil ihre Währungen nicht mehr durch Gold gedeckt sind

00:13:20: und sie deshalb frei sind, darin zu drucken.

00:13:23: Und manchmal halt auch zu viel drucken.

00:13:25: Ja, Sie haben gerade auch Inflation angesprochen.

00:13:28: Haben wir gehabt in den vergangenen Jahren, sogar ziemlich hoch,

00:13:31: bis an die 10% in den USA, in Europa.

00:13:35: Also eine ganze Menge.

00:13:36: Wir wissen auch, dass die Staaten sich immer weiter verschulden,

00:13:40: also immer noch ein paar Milliarden und noch ein paar Milliarden.

00:13:44: Brauchen wir sowas wie eine Art Bretten Woods 2.0?

00:13:48: Naja, also ich will mal sagen, wenn es ohne geht, ist besser.

00:13:52: Also ich finde es eigentlich ideal, ehrlich gesagt,

00:13:55: dass wir so einen Zustand haben,

00:13:57: in dem jedes Land sich quasi seine eigene Inflationsrate selber aussuchen kann.

00:14:01: Jetzt ist aber natürlich auch klar,

00:14:03: dass es Länder gibt, in denen das furchtbar schief geht.

00:14:06: Also wenn Sie sich ansehen,

00:14:08: die Türkei mit Inflationsraten von 70% und darüber oder Argentinien

00:14:12: mit den absurd hohen Inflationsraten, die gar nicht mehr richtig gemessen werden konnten.

00:14:16: Also es gibt natürlich Länder, in denen das schief geht.

00:14:19: Und für solche Länder wäre natürlich, sozusagen,

00:14:23: die Freiheit sich selbst die Inflationsrate zu wählen,

00:14:26: wenn die verloren ginge, gar nicht so schlecht.

00:14:29: Also von daher, wo es schief geht,

00:14:32: da mag man sich Bretten Woods wieder zurückwünschen.

00:14:34: Aber wo es einigermaßen gut geht

00:14:37: und da würde ich den Euro-Raum trotz der hohen Inflation,

00:14:39: die wir jetzt ein paar Jahre hatten, auch dazu zählen,

00:14:42: da ist es natürlich schon besser,

00:14:43: sich seine eigene Inflationsrate wählen zu können,

00:14:46: wenn man die dann auch der konjunkturellen Entwicklung anpassen kann.

00:14:49: Da kann man halt auch mal eine lockere Geldpolitik fahren,

00:14:52: wenn zur Konjunktur Stimulierung nötig ist

00:14:55: oder eine besonders restriktive Geldpolitik,

00:14:57: wenn bei einem zu Hause die Inflationsdruck besonders hoch ist

00:15:01: und ist nicht darauf angewiesen, was die USA machen

00:15:04: mit ihrer Geldpolitik dort.

00:15:06: Also wer es gar nicht kann, der mag die vielleicht lieber importieren,

00:15:09: die Geldpolitik der USA.

00:15:11: Aber ideal ist natürlich, man macht sich das selber.

00:15:14: Ich hatte gerade schon gesagt,

00:15:17: der Goldpreis ist in einem langfristigen Aufwärtstrend,

00:15:20: so nennen das die Chart-Techniker an der Börse,

00:15:23: und zwar im Grunde seit dem Ende der Goldpreisbindung des Dollars im Jahr 1973.

00:15:29: Ich habe mal nachgeguckt, mehr als 2600 Prozent Preisanstieg in dieser Zeit,

00:15:35: also seit 1973.

00:15:38: Was sagt uns das?

00:15:39: Also welche Rolle spielt Gold aus Ihrer Sicht heute in der Weltwirtschaft?

00:15:44: Diese Rolle als ultimative, sichere Hafen, das ist immer noch was Wichtiges.

00:15:48: Es ist sehr gut, eine Anlageform zu haben, die sicherer Hafen ist.

00:15:53: Die bietet halt genau dann Performance,

00:15:55: wenn man sie im Grunde am meisten braucht,

00:15:56: auch wenn die Inflationen oder Inflationssorgen oder Inflationsgefahren

00:16:01: einem den Wert der Anleihen oder ähnlichen Dinge erodieren.

00:16:06: Gerade dann braucht man ja irgendwas, was einem dann Performance liefert,

00:16:09: und das ist halt Gold, und deshalb hat das so ein schönes Muster an Performance.

00:16:14: Es liefert genau dann Performance, wenn andere Anlageformen schlecht performen.

00:16:18: Und das ist natürlich etwas, was sehr gut ist, und deshalb braucht man Gold.

00:16:21: Und das ist glaube ich die wichtigste Rolle von Gold, sicherer Hafen zu sein,

00:16:25: das gegen solche geldpolitisch-stürmischen Phasen versichert.

00:16:29: Und diese Versicherung bietet im Grunde nur Gold.

00:16:32: Ja, dann bin ich jetzt mal sehr gespannt, Herr Leuchtmann,

00:16:35: welche Preisentwicklungen Sie dieser Versicherung zutrauen

00:16:39: oder was Sie da schätzen, was Sie prognostizieren.

00:16:42: Schauen wir also noch kurz in die Zukunft.

00:16:44: Wie glauben Sie, wird sich der Goldpreis mittelfristig entwickeln?

00:16:49: Aktuell stehen wir sehr, sehr hoch, gar nicht weit unter dem Rekordnzehoch

00:16:53: von rund 2450 Dollar pro Feinunze.

00:16:56: Und so jetzt sind wir, gerade wie wir hier miteinander sprechen, irgendwie bei 2360 oder so.

00:17:03: Was glauben Sie, wie geht es weiter, vielleicht in den nächsten ein bis drei Jahren?

00:17:06: Also, über ein bis drei Jahre werden Sie mir zugestehen,

00:17:09: dass ich Ihnen jetzt nicht ein genauer Dollar-Wert für Gold nennen kann.

00:17:13: Aber ich glaube, im Grunde ist es natürlich schon so,

00:17:16: dass wir wahrscheinlich in eine Phase kommen, in der Inflation wieder normal zustand wird.

00:17:23: Ja, wir hatten in den 2010er-Jahren fast in der ganzen Welt kaum Inflationsdruck.

00:17:28: Das war sehr ungewöhnlich.

00:17:30: Aber ich glaube, das war ein Sonderzustand

00:17:32: und dieser letzte Inflationsschub, der hat uns, glaube ich, aus dieser Phase heraus katapultiert.

00:17:37: Wenn wir also wieder Normal-Inflationsängste haben

00:17:41: oder wenn es normal ist, dass man sich vor Inflation fürchten muss,

00:17:45: dann wird Gold auch weiterhin auf den hohen Niveaus,

00:17:48: auf den momentan notiert, auch weiterhin sehr hoch sein.

00:17:51: Und deshalb, glaube ich, weiterhin an einen festen Goldpreis.

00:17:54: Vielleicht nicht allzu viel Steigerungspotenzial von hier aus.

00:17:57: Aber ich denke schon, dass es rechtfertigt ist, dass Gold so wertvoll ist, wie es heute ist.

00:18:02: Ja, vielen Dank.

00:18:04: Ich versuche mal eine ganz fokussierte Zusammenfassung unseres Gesprächs.

00:18:09: Also, was habe ich hier gelernt?

00:18:11: Ohne Gold funktioniert das Weltwährungssystem auch sehr gut, wenn auch nicht perfekt.

00:18:18: Die Freiheit zur individuellen Inflation in den einzelnen Ländern ist gut,

00:18:24: solange wie die Inflation nicht ausufert.

00:18:27: Deshalb brauchen wir nicht unbedingt den Bretton-Woods,

00:18:30: um hier die Dinge einigermaßen unter Kontrolle zu behalten.

00:18:34: Ein bisschen mehr Inflation als von 2010 bis 2020, ein bisschen mehr Inflation wird es geben.

00:18:42: Also eine höhere Inflation als ein, zwei Prozent könnten Normalzustand werden in der Zukunft.

00:18:47: Und auch deshalb bleibt Gold ein sicherer Hafen.

00:18:51: Da gehen die Investoren hin, wenn sie Sorge haben,

00:18:54: dass irgendwo anders was aus dem Ruder läuft, in der Weltwirtschaft.

00:18:57: Habe ich das so einigermaßen zusammengefasst, da leucht man, sind Sie damit einverstanden?

00:19:01: Ich hätte es nicht besser sagen können.

00:19:02: Oh, vielen Dank. Gut, also das freut mich.

00:19:06: Und damit sind wir am Ende des Interviews.

00:19:08: Liebe Hörerinnen und Hörer, sie fanden es hoffentlich genauso interessant wie ich.

00:19:14: Und lieber Herr Leuchtmann, nochmals vielen Dank für Ihre Zeit.

00:19:17: Es war mir eine Freude und bis bald mal wieder.

00:19:20: Besten Dank.

00:19:21: Ja, und nun geht es weiter mit dem Goldkurs Update für die erste Juli Hälfte.

00:19:27: Vom 27. Juni, als die Goldwissen-Podcast-Folge 79 erschienen ist, bis zum 10. Juli, kurz bevor

00:19:46: diese Folge erschien, ist der Goldpreis gestiegen.

00:19:50: In Euro ging es per Saldo in diesen zwei Wochen um rund 1,5 Prozent nach oben

00:19:55: und in der Haupthandelswährung von Gold in US-Dollar gar um 3 Prozent.

00:20:00: Der Euro-Dollar-Unterschied hängt mit der Entwicklung des Euro-Dollar-Wechselkurses zusammen.

00:20:06: Das heißt, am späten Nachmittag des 10. Juli 2024 notierte eine Feinunze Gold,

00:20:14: also 31,1 Gramm, an der Börse bei 2.380 Dollar,

00:20:20: also nur süße rund 70 Dollar unter seinem bisherigen Allzeithoch.

00:20:27: Dieses Allzeithoch stammt aus dem Mai.

00:20:29: Seither warten viele Marktteilnehmer darauf, dass der Goldpreis mal etwas kräftiger fällt,

00:20:35: um dann zu günstigeren Preisen kaufen zu können.

00:20:38: Aber irgendwie will der Goldpreis nicht so richtig fallen.

00:20:41: Er hält sich ziemlich stabil auf sehr hohem Niveau.

00:20:45: Das ist schon erstaunlich.

00:20:47: Dazu passt eine Medienmeldung,

00:20:49: die just hochkam, als ich mir den Goldkurs für dieses Update angesehen habe.

00:20:54: Da heißt es, Bundesfinanzminister Christian Lindner könne nicht auf die Hilfe der Deutschen Bundesbank hoffen,

00:21:02: um Geld für den Staatshaushalt zu bekommen.

00:21:05: Bundesbankpräsident Joachim Nagel sagte der Zeitung "Tagespiegel",

00:21:09: dass die Bundesbank kein Bundesbank-Gold verkaufen werde.

00:21:13: Die Deutsche Bundesbank besitzt übrigens rund 3.350 Tonnen Gold.

00:21:19: Das ist der zweitgrößte Goldschatz der Welt.

00:21:22: Nur die USA bunkert mehr Gold, denken wir nur an das Interview mit Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank

00:21:28: über Bretton Woods und den Goldstandard von soeben.

00:21:31: Zitat von Bundesbankpräsident Joachim Nagel:

00:21:35: "Gold ist ein Vertrauensanker und gerade auch für die Bevölkerung hat es einen hohen Symbolwert.

00:21:42: Mit Blick auf die langfristige Entwicklung des Goldpreises sei es richtig gewesen,

00:21:46: dass die Bundesbank ihr Gold dauerhaft hält."

00:21:50: Tja, ein besseres Update Ende, kann ich mir gerade nicht vorstellen.

00:21:55: 80 Jahre Bretton-Woods, das war die 80. Folge des Goldwissen-Podcasts von Xetra-Gold.

00:22:04: Mit einem Xetra Gold-Anteil kaufen Sie, liebe Anlegerinnen und Anleger,

00:22:08: das Recht, sich von der Deutsche Börse Commodities GmbH 1 Gramm physisches Gold ausliefern zu lassen.

00:22:15: Das müssen Sie aber nicht tun, Sie können Ihr Gold auch einfach in einem Hochsicherheitstressor

00:22:21: der Deutschen Börse aufbewahren lassen und auf diese Art und Weise an der Goldpreis-Entwicklung

00:22:27: partizipieren. Hören Sie auf jeden Fall weiter den Goldwissen-Podcasts, Sie können ihn auch abonnieren

00:22:32: via Apple Podcast, Audible, Deezer,Spotify oder ein anderes Tool, mit dem man Podcasts auf dem Smartphone hören kann

00:22:41: oder Sie hören die Episoden im Internet unter www.xetra-gold.com.

00:22:48: Klicken Sie dort einfach auf den Menüpunkt GoldNews und dann sehen Sie auch schon die Liste aller bisher veröffentlichten Folgen.

00:22:56: So und nun macht das Xetra Gold-Podcast-Team erst mal eine kleine Sommerpause.

00:23:01: Folge 81 erscheint am Donnerstag den 15.8.

00:23:06: Dann spreche ich mit einem richtigen Börsenpaar über Gold.

00:23:10: Also tatsächlich mit einem Paar, wer die beiden sind und welche Beziehung sie zu Gold haben,

00:23:16: dazu mehr nach der Sommerpause.

00:23:18: Bis dahin und herzliche Grüße, Ihr Mario Müller-Dofel.

00:23:22: Musik]

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